Bedingungsloses Grundeinkommen und der Index
- Ady Faber -

Es sind jetzt einige Monate her1 , dass ich die Gelegenheit hatte, in die obige Thematik einzuführen. Zur Erinnerung: Der Grundgedanke ist es, jedem Menschen (Frau, Mann, Kind) von Staats wegen ein Einkommen zu sichern, welches ihr/ihm erlaubt, menschenwürdig zu leben. Ich hatte damals eine europäische Lösung vorgeschlagen, weil die Durchführung dann einfacher ist, weil keine Umverteilung für grenzüberschreitende Arbeitnehmer entsteht. Halten wir hier noch fest, dass ich damals die Finanzierungsmöglichkeit nachgewiesen habe.
Interessant ist, dass unter anderem das Index-Problem durch ein solches Grundeinkommen entschärft würde, wie im Folgenden dargestellt.

Die Bindung der Löhne an den Index der Lebenshaltungskosten wird als wesentliche Errungenschaft von Gewerkschaften und Arbeitnehmern gleichermaßen geschätzt. Sehr zu Recht, erinnere man sich doch an die Zeiten, wo die Inflationsrate bei 10% lag und die Lohnempfänger ohne diese automatische Anbindung immer weniger Reallohn erhalten hätten. Die Bindung an den Index hat jedoch nicht verhindern können, dass seit etwa 25 Jahren die Einkommensschere zwischen diesen und anderen Einkommensquellen immer weiter auseinanderklafft. Es stimmt aber, dass der Index ein wesentliches Element der Sozialkohäsion ist, besonders für niedrige Einkommen.

Dummerweise hat aber die automatische Bindung der Löhne an den Index wirtschaftlich sehr unangenehme Folgen, nämlich den sogenannten Zweitrundeneffekt. Damit ist gemeint, dass durch diesen Automatismus die Inflation „angeheizt“ wird und sich dann erst recht entwickelt.

Hier bietet das System des bedingungslosen Grundeinkommens eine elegante Lösung, indem dieses Einkommen nämlich problemlos an den Index gekoppelt sein kann, ohne Zweitrundeneffekte auszulösen. Die Empfänger des Grundeinkommens erleiden also keinen Kaufkraftverlust, so dass gerade die niedrige Einkommensgruppe vor der Inflation geschützt bleibt, was ja wichtigster Zweck der Index-Bindung ist.

Sind Löhne nicht (mehr) an den Index gebunden, so führt dies bei steigender Inflation zuerst zu einer Reduzierung der Kaufkraft des Lohnes. Weil aber das Grundeinkommen, das an den Index gebunden ist, sich erhöht, wird für Niedriglohnempfänger der Anreiz, überhaupt einer Arbeit nachzugehen, geringer. Es reduziert sich also deren Anzahl, was wiederum die Verhandlungsposition aller Lohnempfänger, höhere Löhne einzufordern, stärkt.

Hier sind wir nun voll in der Orthodoxie der Wirtschaftslehre, laut der der Lohn denjenigen Anteil an der Mehrwertschöpfung des Unternehmens darstellt, der dem Kapitaleigner nicht zufließt. Beide Anteile, so die Theorie, sollten sich am Markt, frei nach Angebot und Nachfrage, einpendeln. Das geschieht heute sowieso, nur dass heute die Verhandlungsposition der Arbeitnehmer, weil sie auf Arbeit angewiesen sind, um zu „überleben“, durch eben diese Bindung beeinträchtigt ist.

Man sieht, es bahnt sich hier eine sanfte, aber echte Revolution unserer Gesellschaft an:  Der Mensch ist fortan losgelöst vom Zwang, zu arbeiten, um überhaupt zu überleben. Jahrtausendalte Fesseln würden gelöst, die insbesondere zu Karl Marx‘ Zeiten manchmal sogar zum Hungerstod derjenigen führten, die keine Arbeit, also keinen Lohn und mithin nichts zu essen hatten. Der gewaltige technische Fortschritt, der unsere heutige Gesellschaft prägt, hat dazu geführt, dass einfache Arbeiten wegrationalisiert wurden. Maschinen ersetzen penible oder repetitive Arbeitsgänge und wer sollte sich darüber beklagen, dass heute Kräne den Baubedarf direkt auf die Arbeitsbühne schaffen oder Schaufellader Gräben ausheben, wo früher harte Knochenarbeit angesagt war!

Zum Schluss sei noch gesagt, dass solche umwälzende Änderungen nicht von heute auf morgen, sondern progressiv durchzuführen sind. Hier ist unser luxemburgisches  Modell mit einem RMG in vernünftiger Höhe als Ansatz eines „Basic Income“, bestens geeignet, eine solche Weiterentwicklung in Angriff zu nehmen.
 


  1 TB 24/04/08 Bedingungsloses Grundeinkommen: Grundstein eines europäischen Sozialmodells?