Ein Bedingungsloses Grundeinkommen für Landwirte und
Kulturschaffende in Pandemiezeiten – warum?
Ursachen von Pandemien
In der aktuellen Pandemiezeit sind die Natur und die Kultur
in großer Gefahr. Statt in Naturschutz, Kultur, Bildung und Gesundheit zu
investieren, wird nur mehr über das Virus geredet und es verbreiten sich Angst,
Depressionen, Autoritätshörigkeit und Lethargie. Unsere Wirtschaft verlangt
nicht nach stetem Wachstum, das tut nur die menschliche Gier. Jetzt ist die
Wirtschaft gebremst. Acht von zehn Menschen im deutschsprachigen Raum wünschen
sich laut Umfragen eine neue Wirtschaftsordnung.
Was
wissen wir über die Ursachen der Pandemie? Die Epidemien des 21. Jahrhunderts
wie SARS, Schweinegrippe, MERS, Ebola und Covid-19 haben etwas gemeinsam: Die
Erreger haben sich von Tieren auf den Menschen übertragen. Laut der Forschung
ist das vermehrte Aufkommen sogenannter Zoonosen kein Zufall, sondern die Folge
des gegenwärtigen Lebensstils der Menschheit.
Wir zerstören die Artenvielfalt. Forscher sagen uns, dass die
Ursachen neuer Krankheiten die gleichen sind, die auch den Klimawandel
verursachen. Tropischen Primärwald holzen wir ab für den Import von transgenem
Soja für europäische Viehzuchtbetriebe. Wir legen immer mehr Flächen für die
industrielle Landwirtschaft trocken. Die industrielle Intensivhaltung von
Tieren, nach dem Prinzip der höchstmöglichen Rentabilität mit zu vielen Tieren
auf engstem Raum, bietet Viren und anderen Erregern beste Bedingungen, um in
kurzer Zeit das ganze Umfeld zu infizieren.
Lösungen gegen Pandemien
Genügt es zu testen, zu impfen, zu isolieren, Masken zu
tragen und Hände zu waschen? Sicher nicht, aber über andere Möglichkeiten oder
gar Notwendigkeiten wird vor allem in den Medien kaum gesprochen.
Was jeder individuell tun kann: sein Immunsystem
stärken! Dieses wird durch Hygiene, sauberes Wasser, Luft,
Sonnenschein, körperliche Bewegung, gesunde Ernährung, genügend Schlaf und
durch seelische Faktoren wie Liebe, Geselligkeit und allgemeine Lebensfreude am
besten unterstützt.
Was können oder müssen wir kollektiv tun und zwar sofort? Statt
nur die Symptome zu bekämpfen, müssen die Ursachen angegangen werden: Erhalt
der Artenvielfalt, nachhaltige Biolandwirtschaft, Gemeinwohlökonomie, Lösung
des weltweiten Armutsproblems.
Die Politik sollte auf internationaler Ebene Maßnahmen
ergreifen. Simpol gibt uns eine überzeugende Methode sie
dazu anzuregen (https://simpol.org). Aber damit wir alle tatkräftig an den notwendigen
Schritten mithelfen können und nicht alle Verantwortung auf Politiker,
Wirtschaftsbosse und Experten abschieben, soll das Ziel sein angstfrei leben zu
können. Unsere Basisbedürfnisse sollten abgesichert sein. Die Lösung: ein bedingungsloses
Grundeinkommen.
Das Bedingungslose Grundeinkommen
Dies ist ein Einkommen, für alle Bürger, das Existenz
sichernd ist und gesellschaftliche Teilhabe ermöglicht, auf das ein individuellen
Rechtsanspruch besteht, das ohne Bedürftigkeitsprüfung und ohne Zwang zu Arbeit
oder anderen Gegenleistungen garantiert wird. Es ist keine Sozialmaßnahme, sondern
die Basis, um seine Fähigkeiten in Freiheit zu entwickeln und zum Wohle aller einzusetzen
zu können; es ist auch eine Absicherung, in Würde zu leben, wenn man mal ganz
ohne Ressourcen ist.
Es ist an der Zeit, dass
Gerechtigkeit, Solidarität und Lebensqualität wieder Werte in der Gesellschaft
werden, die wichtiger sind, als Gewinnsucht und Profitgier. Die grundlegende
Idee von Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit wird im Konzept des bedingungslosen
Grundeinkommens verwirklicht. Wobei Freiheit in der Wissenschaft, Kunst und
Kultur verlangt wird, Gleichheit und Gleichbehandlung im Rechtsstaat und
Solidarität in der Wirtschaft.
Dass alle aufhören zu arbeiten, wenn
sie ein bedingungsloses Grundeinkommen bezögen, ist falsch. Jeder gesunde
Mensch hat das Bedürfnis, etwas Sinnvolles zum gesellschaftlichen Ganzen
beizutragen; allein schon aus dem Grund, dass er dazugehören und anerkannt
werden möchte.
Die Finanzierung
des bedingungslosen Grundeinkommens wurde mittlerweile vielfältig und
facettenreich überlegt und seine Finanzierbarkeit bereits mehrfach bestätigt. Finanzierungsmöglichkeiten
wären z.B. eine Finanztransaktionssteuer, Konsumsteuern, CO2-Steuern oder
Maschinensteuern. Geldschöpfung durch die Zentralbank und Verteilung an die
Bürger eine weitere Option. Die Natur und die
menschlichen Fähigkeiten stellen die Basis der Ökonomie dar; beides wird den
Menschen vom Leben geschenkt. Jeder hat Recht auf seinen Anteil. Eine
Ausbezahlung in einer Regionalwährung könnte ebenfalls eine interessante Idee
sein. Versehen mit einem Ablaufdatum könnte es den Geldfluss in der Region
fördern, der lokal allen zugutekäme.
Das bedingungslose Grundeinkommen ist jedoch keine neoliberale Sparmaßnahme! Das wäre ein Missbrauch des
Begriffs! Es ist ein Kredit, um seine Fähigkeiten als wahrer ‚Arbeit-Geber‘
anbieten zu können. Es ist auch keine Geldfrage, sondern eine Bewusstseins- und
Willensfrage.
Die Natur - die
Basis des Lebens …
Die Natur ist die Basis für das Leben aller
Wesen. Die Kultur ist die Basis des Menschseins. Die
Naturschätze ermöglichen unser physisches Überleben, die Kultur ermöglicht die
Aus- und Weiterbildung unserer persönlichen Fähigkeiten, jeder kann kreativ
sein, etwas erschaffen.
Wir begannen diesen Text mit der Feststellung, dass die Natur
und die Kultur in großer Gefahr sind. Was die Natur betrifft, sprachen wir über
die Gefahren der industriellen Landwirtschaft und der Massentierhaltung. Was liegt
also näher, wenn wir echt was ändern wollen, als die Biobauern als die auszuwählen,
mit denen man eine stufenweise Einführung eines bedingungslosen Grundeinkommens
beginnen würde?
Bei ihnen stehen nicht der
schnelle Höchstertrag und kurzfristige Gewinne im Vordergrund, sondern der
Schutz von Boden, Luft, Wasser, Pflanze, Tier und Mensch. Weitgehend
geschlossene Kreisläufe im Betrieb, umweltgerechte Verfahren, Vermeidung von
Umweltgiften und tierartgerechte Haltungsformen sind in der Biolandwirtschaft
die Norm.
Überall
dort, wo mit Menschen, Tieren und Pflanzen gearbeitet wird – sei es in der
Landwirtschaft, der Pflege oder der Bildung – bedeutet bessere Arbeit mehr
Zeitaufwand, mehr Geduld, mehr Zuwendung und mehr Achtsamkeit. Extreme
Konsequenzen des Rationalisierens, des alleinigen Wachstums- und Profitdenkens
führen zu solchen Auswüchsen wie Pandemien, wie wir sie gerade erleben.
… und die Kultur - die Basis des Menschseins
Das gilt selbstverständlicher auch für die Kultur, die Basis
des Menschseins. Die Kultur bezeichnet im weitesten Sinne alles, was der Mensch
selbstgestaltend hervorbringt. Als Konsequenz der Maßnahmen in Zeiten
der Pandemie sind viele Künstler und freiberufliche Kulturschaffende
existenziell bedroht. Wären sie mit einem bedingungslosen Grundeinkommen
abgesichert, würde das Recht auf eine freie kreative Meinungsäußerung enorm
gestärkt. Nicht allein bei ihnen, sondern bei jedem Menschen, der seine
Fähigkeiten nützt, so verschieden sie auch sein mögen, um sich in die
Gesellschaft einzubringen.
Neben den Biobauern sollten also auch alle Kulturschaffenden
und Künstler ein bedingungsloses Grundeinkommen erhalten. Jeder Mensch ist ein
Künstler, meinte schon der Künstler Joseph Beuys. Warum? Weil jeder Mensch
Fähigkeiten hat, mit denen er an der Skulptur des sozialen Ganzen der
Gesellschaft mitarbeiten kann. Darauf sollten wir nicht verzichten. Vor allem
jetzt, da jedem Menschen klar sein sollte, dass wir einer unökologischen Wirtschaftsweise,
dem weiteren Auseinanderklaffen von Arm und Reich, dem schädigendem Wachstum,
dem Genuss möglichst billiger Konsumgüter und der Profitgier entgegenwirken
müssen.
ALFRED
GROFF
Dr.
phil., Autor, Psychologe und Psychotherapeut